Neu Massenevakuierung in Paderborn - Die Feuerwehr im XXL-Einsatz

Paderborn.

Die Paderborner Feuerwehr rüstet sich für ihren bislang größten Einsatz. Rund 1.100 Feuerwehrleute und Kräfte der Hilfsorganisationen kümmern sich am Sonntag mit 282 Fahrzeugen vor, während und nach der Bombenentschärfung am Peter-Hille-Weg um den Transport von Kranken und Hilfsbedürftigen aus der Gefahrenzone. 26.600 Paderborner müssen ab Sonntagmorgen ihre Wohnungen verlassen.

Innerhalb von wenigen Tagen haben Ralf Schmitz, Leiter der Feuerwehrwehr Paderborn, und seine Mitarbeiter ein stimmiges Einsatzkonzept entwickelt. Natürlich kann die Paderborner Wehr diese Mammutaufgabe mit ihren 217 hauptberuflichen und 347 ehrenamtlichen Kräften nicht ohne fremde Hilfe bewältigen. Deshalb greift die Feuerwehr auf die Konzepte des Landes zurück, und so werden zahlreiche Einheiten aus den Regierungsbezirken Detmold, Arnsberg und Münster der Paderborner Feuerwehr unter die Arme greifen.


Vor allem Transportfahrzeuge werden gebraucht, berichtet Schmitz. 212 rollen am Sonntag durch das Paderborner Südviertel. Den Löwenanteil der Fahrten werden 45 Rettungs- und 48 Krankentransportwagen bewältigen. Dazu kommen zehn Behindertentransporter für Rollstuhlfahrer, 21 Mannschaftstransportfahrzeuge und sieben Busse.

Bereits am Mittwoch begann die Verlegung der Patienten aus den Krankenhäusern. Am Donnerstag und Freitag folgten die Intensivverlegungen und Inkubatortransporte. Ein Großteil dieser Fahrten führte in die Krankenhäuser nach Salzkotten und Marsberg. Rund 40 Verlegungen stehen an diesem Samstag an. Am Sonntag liegt der Fokus vor allem auf den Senioreneinrichtungen im Südviertel und letzten Verlegungen aus dem Brüderkrankenhaus. Schmitz rechnet insgesamt mit einem Transportbedarf von rund 230 Personen, von denen nur 120 eingeschränkt mobil sind.

Im Evakuierungsbezirk mit einem Radius von 1.500 Metern um die Fundstelle leben 4.800 Menschen, die älter als 65 Jahre sind. Etwa 70 von ihnen sind auf Hilfe angewiesen. Rund drei Dutzend haben bereits bei der städtischen Hotline einen Transportbedarf angemeldet. Für sie öffnet das Edith-Stein-Berufskolleg seine Türen. "Alle Kranken und alten Menschen finden Platz in Krankenhäusern und Altenheimen. Notunterkünfte werden nicht gebraucht", so Schmitz.

Das Gros der Transportarbeit decken acht Patiententransportzüge (PT-Z 10 NRW) der Hilfsorganisationen. Neben dem Paderborner Zug sind auch Züge aus den Kreisen Minden-Lübbecke, Gütersloh, Herford, Unna, dem Märkischen Kreis, Steinfurt und Warendorf im Einsatz. In Reserve stehen die Züge aus Lippe und Bielefeld. Auf das Angebot eines privaten Krankentransportunternehmens aus Bielefeld hat die Feuerwehr aufgrund des leistungsfähigen Landeskonzeptes verzichtet.

Allein 360 Kräfte kümmern sich um die Betreuung der Menschen, die ihre Wohnungen verlassen müssen. Angefordert sind Ausrüstung und Personal für fünf Betreuungsplätze (BTP-B 500 NRW) für je 500 Personen. Sie kommen aus Bielefeld, Höxter, Lippe, Minden und Soest und werden in den drei Betreuungsbereichen Benteler-Arena und Maspernhalle zum Einsatz kommen. Allerdings rechnet der Feuerwehrchef damit, dass die Musik hauptsächlich am Schützenplatz spielen wird. Dann werden die Kräfte entsprechend verlegt. Aus dem Kreis Gütersloh rollen am Sonntagmorgen mehr als 200 Einsatzkräfte nach Paderborn. Im Gepäck haben sie die Ausstattung eines Behandlungsplatzes für 50 Verletzte (BHP-B 50 NRW). Außerdem stehen 25 Notfallseelsorger und Notärzte am Sonntag bereit, berichtet Michael Beivers, Abteilungsleiter Rettungsdienst bei der Feuerwehr Paderborn.

Die Paderborner Feuerwehr ist am Sonntag mit rund 300 Kräften im Einsatz. Neben den 31 hauptamtlichen Kräften der Wachabteilungen sind weitere 70 haupt- und weitere 200 ehrenamtliche Feuerwehrleute aus den einzelnen Löschzügen im Einsatz.

Eine ganz wichtige Aufgabe kommt auf die Köche des Verpflegungstrupps im Löschzug Elsen und des Technischen Hilfswerks zu. Sie müssen rund 700 Portionen Essen für die Einsatzkräfte zubereiten. 30 Feuerwehrleute kümmern sich in der Einsatzleitung um den präzisen Ablauf des Großeinsatzes.

Ralf Schmitz rechnet nicht damit, dass die Patienten der Krankenhäuser bereits am Sonntagabend nach geglückter Entschärfung zurückverlegt werden. Die nötigen Transporte werden peu à peu in der kommenden Woche abgewickelt. Priorität haben zunächst die Bewohner der Senioreneinrichtungen, und deswegen wird die Husener Straße auch nach erfolgreicher Entschärfung am Sonntag nur eingeschränkt nutzbar sein.